Im Herbst 2008 wurde der Ringwall "Altenburg" auf den Gemarkungen der Gemeinde Leidersbach und des Marktes Sulzbach a. Main untersucht.
Die Maßnahme war ein Gemeinschaftsprojekt der Heimat- und Geschichtsvereine von Leidersbach und Sulzbach, der Gemeinde Leidersbach, des Marktes Sulzbach a. Main und des Archäologischen Spessartprojektes. Eine maßgebliche Förderung erfolgte durch den Bezirk Unterfranken.
Die Anlage ist seit dem 19. Jahrhundert Schauplatz für verschiedenste Schürfungen. Anfangs baute man dort hochwertigen Sandstein ab. Auf dem gesamten Plateau und auch in die noch bis zu zehn Meter hohen Hänge der umschließenden Ringwälle wurden große Löcher gegraben. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts "gruben" hier Schüler eines benachbarten Landschulheims. Bis zu ihrem Abzug in den 90er Jahren veranstalteten die Alliierten rund um die Altenburg regelmäßig Manöver. Zahlreiche Schützengräben wurden angelegt; Plateaus wurden mit Planierraupen geschoben. Heute findet man auf dem etwa 50.000 m² großen Areal, auf dem bis auf die mächtigen Ringwälle wirklich alles zuoberst gekehrt wurde, gelegentlich Wühllöcher von Sondengängern. Vor allem aber fallen die tiefgreifenden Durchwühlungen von Wildschweinen ins Auge.
Man war vor Beginn der Grabungen davon ausgegangen, dass die in prähistorischer Zeit errichtete Altenburg auch noch im Mittelalter besiedelt war. Inzwischen weiß man, dass die Anlage im Inneren eine kaum mehr vorhandene Kulturschicht aufweist, die nur etwa zehn Zentimeter unter die heutige Waldkante reicht. Die nun bekannte Benutzungszeit der Höhenburg spiegelt sich in den Funden wider.
Bis auf ein Keramikfragment und eine eiserne Fibel ist die Michelsberger Kultur überrepräsentiert. Steinklingen, Abschläge, die Reste eines geschliffenen Beils sowie stark zerscherbte Trink- und Vorratsgefäße. Die Entdeckung einer so großen michelsbergzeitlichen Anlage, die am Übergang von der Stein- zur Kupferzeit errichtet wurde und deren umlaufender Wall mehr als einen Kilometer lang ist, verändert grundlegend die bisherigen Vorstellungen der Landnahme am westlichen Spessartrand. Bei den Grabungen 2008 wurde deutlich, dass zumindest der innere Wall später, möglicherweise in der Eisenzeit, mit einer Pfostenschlitzmauer versehen wurde. Seit Anfang Oktober 2009 wissen wir definitiv, dass die Altenburg nicht nur in der Michelsberger Zeit (ca 4.000 v. Chr.) besiedelt war. Für eine spätere Benutzung sprechen erste Erkenntnisse, die bei der Grabung im letzten Jahr gewonnen worden ist. Der innere Wall wurde in späterer Zeit nochmals aufgeschüttet und ausgebaut. Diese Stein-Holz-Konstruktion einer Pfostenschlitzmauer wurde ca 500 v. Chr. errichtet. Die Anlage der Altenburg ist also älter als die Römerzeit in unserer Region. Holzkohlefunde im Wall wurden mit neuesten wissenschaftlichen Methoden untersucht. Das Ergebnis Ende Juni 2009 belegt, dass diese Holzkohle aus der Zeit um 450 v. Chr. datiert.
Diese Zeit des Ausbaus fällt in die sog. Hallstattzeit ( ca 800 – 400 v. Chr.), in der bereits Salz abgebaut worden ist. Das Salz, auch weißes Gold genannt, war ein wichtiger Konservierungsstoff für Fleisch und Fisch. Es wurde über weite Wegstrecken gehandelt. Bezüge zwischen der keltischen Besiedlung der Altenburg und der an deren Fuße gelegenen Saline von Soden liegen mangels von Untersuchungen dieser Salzquelle noch nicht vor und lassen sich derzeit noch nicht nachweisen. Gesichert ist aber, dass die Kelten auch in unserer Region den Wert des Salzes kannten und nutzten. Ebenfalls kannten die Kelten bereits den Rohstoff Eisen. Salz und Eisen bildeten die Grundlage des Reichtums dieses Volkes, zu dessen Schutz die Kelten Anlagen wie die Altenburg in ganz Süddeutschland errichteten. Sie wendeten gängige Baumethoden an: Steine wurden in einem Gerüst aus Holzbalken lose aufgeschichtet. Darüber dürfte sich eine hölzerne Brüstung erhoben haben. Die zumindest zeitweiligen Bewohner der Altenburg dürften vorwiegend von der Landwirtschaft gelebt haben. Sie konnten sich kaum den Reichtum der Kulturvölker des Mittelmeers leisten. Ihre Lebenserwartung lag bei 30 – 40 Jahre. Die Männer waren im Schnitt ca 1,70 m, die Frauen ca 1,60 m groß.
Gute Versorgung der Bevölkerung in Kombination mit einer uneinnehmbaren Fluchtburg
Über lange Zeit dürfte das Konzept der Verteidigungsanlage aufgegangen sein. Die gefundene Holzkohle im Wall belegt jedoch, dass durch ein Schadenfeuer die Anlage um 450 v. Chr. zerstört worden ist.
Noch sind nicht alle Geheimnisse der Altenburg gelüftet. In der gerade angelaufenen neuen Grabungsperiode sollen detaillierte Rückschlüsse gewonnen werden, wie die ursprüngliche Verteidigungsanlage aufgebaut war. Leider wurde durch Entnahme des begehrten Sandsteins die alte Anlage teils zerstört. Doch reichen die Funde aus, die Geschichte der Altenburg noch genauer zu belegen.
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